Wir haben's getan! Padelplatz im Tennisverein
Der TC Rotweiss Bern hat vor kurzem einen Padelplatz auf der Anlage seines Tennisclubs gebaut. Der Club-Präsident, Reto Gehri (53), berichtet in einem exklusiven Interview mit GotCourts über die Erfahrungen, die er im Verlauf des Projekts und ein paar Monate nach der Eröffnung gemacht hat.
GotCourts (GC): Reto, wann bist du zum ersten Mal mit dem Padelsport in Berührung gekommen?
Reto Gehri (RG): Vor ca. 4 - 5 Jahren habe ich erstmals von Padel bzw. der amerikanischen Version Poptennis (gleicher Platz aber ohne Glas-/Gitterwände) gehört und kurz darauf auch einmal einen Padel-Schläger in den Händen gehalten. Das "ball-touch-feeling" mit dem Padel-Schläger hat mich von Anfang an fasziniert. Von da an habe ich ab und zu mit Padel-Schläger und ein paar alten Tennisbällen auf der Strasse vor dem Haus oder einfach auf dem Tennisplatz etwas hin und her gespielt. Dies war die einzige Möglichkeit, sich dieser Sportart anzunähern, gab es doch in Bern noch keinen Padel-Court.
GC: Warum Padel im TC Rotweiss? Was war die Motivation dahinter?
RG: Das Padel auch in der Schweiz boomen wird, war mir und dem Vorstand des TC Rotweiss schon vor rund 3 Jahren klar. Da die räumlichen Verhältnisse auf unserer Clubanlage den Bau eines Padel-Courts ohne das "Opfern" eines unserer 6 Tennisplätze möglich machte, erschien uns der Bau eines Padel-Courts als sehr interessant. Einerseits hatten wir im Fokus, mit dem ersten Padel-Court im Grossraum Bern den TC Rotweiss bekannter und attraktiver zu machen. Ein wichtiger Faktor, haben die Berner Tennisclubs doch immer mehr mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen. Andererseits wollten wir die auf unserer Clubanlage "brachliegende Grünfläche" wirtschaftlich nutzen. Uns war immer klar, dass wir den Padel-Court nicht einfach als Ergänzung für die Tennis-Clubmitglieder bauen, sondern dass wir den Court öffentlich zugänglich machen wollen und diesen stundenweise vermieten möchten. Mit den Erträgen aus der Padel-Vermietung wollen wir die finanziellen Reserven des Clubs hinsichtlich zukünftiger, grösserer Investitionen (z.B. Erneuerung der Tennisplätze, ev. mit Allwetterplätzen) aufstocken.
GC: Wie verlief der Entscheidungsprozess mit dem Vorstand und den Mitgliedern?
RG: Diesbezüglich hatten wir einen grossen "Trumpf" in der Hand. Wir haben einen Investor gefunden, welcher den Bau des Padel-Courts 100%-ig mit einem für den Club risikolosen Darlehen finanziert hat. Kein finanzielles Risiko für den Verein TC Rotweiss, die Aussicht auf zusätzliche Club-Einnahmen zur Reservenbildung und die absehbare Steigerung der Clubattraktivität - unter diesen Voraussetzungen war es für den Vorstand kein Problem, die Mitglieder vom Projekt Padel zu überzeugen. Anlässlich der Generalversammlung 2022 wurde dem Bau des Padel-Platzes mit überwältigender Mehrheit zugestimmt.
GC: Wie war die Projektrealisierung, nachdem der Vorstand und die Mitglieder das Projekt befürwortet haben?
RG: Für die Projektrealisierung haben wir einen lokal bekannten und überregional tätigen Sportplatzbauer beigezogen. Da unser Court auf der "grünen Wiese" gebaut wurde, musste zuerst ein passender Untergrund aus Sickerasphalt und mit Betonfundament erstellt werden. Über unseren Sportplatzbauer haben wir dann auch den Padel-Court bei einem spanischen Lieferanten bestellt. Der Court wurde im März 2023 mittels Lastwagen aus Spanien angeliefert und innerhalb weniger Tage durch ein 4-köpfliges Montageteam spielbereit erstellt.
GC: Was war die grösste Herausforderung?
RG: Der Erhalt der Baubewilligung! Einsprachen gegen unser Bauvorhaben gab es zwar keine, jedoch haben uns die zuständigen Behörden bzw. Ämter durch Falschaussagen und unkorrekte Anweisungen einigen Mehraufwand beschert und zusätzliche Kosten verursacht. Die Bearbeitung unseres Baugesuches hat zudem eine "gefühlte Ewigkeit" gedauert.
GC: Wie haben die Mitglieder und Spieler diesen neuen Sport aufgenommen? Wie war das Feedback nach ein paar Wochen?
RG: Wir haben unseren Padel-Court Anfang April 2023 in Betrieb genommen. Seither sind bei uns viele positive Feedbacks eingegangen. Unsere Clubmitglieder schätzen die neue Sportart Padel und beurteilen auch die Gestaltung des Padel-Platzes, dieser passt sich sehr gut der grünen, natürlichen Umgebung an, als überaus gelungen. Über GotCourts können Mitglieder und Externe den Platz für 60, 90 oder 120 Minuten buchen. Die Mietkosten können bei der Buchung online bezahlt werden.
GC: Kann Padel für Tennisvereine wirtschaftlich tatsächlich interessant werden?
RG: Wirtschaftlich interessant? Ganz bestimmt! Zusätzliche Einnahmen können generiert werden. Ausserdem, Padel bietet ein spannendes Zusatzangebot, um den Tennisclub attraktiver zu machen und dadurch neue Clubmitglieder zu gewinnen.
GC: Spricht Padel nur Tennisspieler an oder auch andere Zielgruppen?
RG: Padel spricht durchaus andere Zielgruppen an. Padel ist einfacher zu lernen und zu spielen als Tennis. Wer grundsätzlich gerne Ballspiele hat, wird Padel cool finden und viel Spass daran haben. Ich würde mal schätzen, dass rund 60% der bisherigen Padel-Spieler auf unserer Anlage keine "Tennis-Vergangenheit" haben.
GC: Wie ist die Auslastung nach ein paar Wochen?
RG: Trotz dem in diesem Jahr sehr wechselhaften Frühlingswetter ist unser Padel-Court gut ausgelastet. Insbesondere am Wochenende oder an Feiertagen ist der Court oftmals von morgens bis abends ausgebucht. Auch die Abendstunden während der Woche sind logischerweise gut belegt. Es spricht sich in Bern immer mehr herum, dass auf dem Rotweiss Padel gespielt werden kann. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Nachfrage von Woche zu Woche grösser wird. Darüber sind wir froh und wir sind sicher, dass unser Padel-Court eine Erfolgsgeschichte wird.
GC: Würdest du andere Tennisclubs dazu ermutigen, Padel in ihre Anlage aufzunehmen?
RG: Unbedingt und erst recht, wenn dafür kein Tennisplatz "geopfert" werden muss. Unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation und der räumlichen Gegebenheiten ist es aber für einen Tennisclub sicherlich auch interessant einen Tennisplatz zu Gunsten von 2 bis eventuell 3 Padel-Courts aufzugeben. Tatsache ist: Ich erlebe tagtäglich, wieviel Spass die Leute am Padel-Spiel haben. Wir sind heute mehr denn je davon überzeugt, dass uns der grosse Padel-Boom in der Schweiz noch bevorsteht.
Auf der gleichen Fläche wie ein Tennisplatz können 3 Padelplätze gebaut werden, wodurch sich die Einnahmen pro Stunde um das 6-fache erhöhen (Quelle: Global Padel Report by Playtomic & Monitor Deloitte)
GC: Was wären die wichtigsten Tipps, die du mit anderen interessierten Tennisvereinen teilen könntest?
RG: Nicht einfach einen Padel-Court "lieblos" auf einen in der hintersten Ecke der Clubanlage liegenden alten Tennisplatz stellen. Es ist wichtig, dass der neue Padel-Platz gut in die Gesamtanlage integriert wird und auch die direkte Umgebung des Platzes hübsch und ansprechend gestaltet wird. Ich bin sicher, dass nur so die Synergien zwischen Tennis und Padel optimal zum Tragen kommen. Padel und Tennis gehören zusammen. Ergänzen und nicht konkurrenzieren sollen sich die beiden Sportarten. Kein finanzielles Risiko eingehen. Die Investition in einen Padel-Court (Kosten für Untergrund und Court inkl. Umgebungsanpassungen aktuell rund CHF 80'000.--) darf die Eigenkapital-Situation bzw. die Liquidität des Vereins keinesfalls gefährden. Padel wird je länger je mehr in aller Munde sein. Unter diesen Umständen lässt sich bestimmt ein:e Investor:in finden (z.B. ein langjähriges Clubmitglied), welche:r mit einem risikolosen und ev. auch zinslosen Darlehen dem Verein "einen Gefallen" tut. Bei uns auf dem Rotweiss hat das bestens geklappt!
Du findest die Story des TC Rotweiss inspirierend und würdest gerne mehr über ein mögliches Padel-Projekt in deinem Verein erfahren oder ein eigenes Padelprojekt starten? Dann kontaktiere uns und wir beraten dich gerne kostenlos.
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